Der Zuwachs um 18 % im Vergleich zum Vorjahr spiegelt das starke Wachstum der Erzeugungskapazitäten erneuerbarer Energien gepaart mit einer konstanten Erweiterung des Anlagebaus wider. Ein genauerer Blick auf die Daten des Berichts „Renewable Energy and Jobs – Annual Review 2024“, der Internationalen Agentur für erneuerbare Energien (IRENA) und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigt jedoch ein uneinheitliches Gesamtbild. Allein im Reich der Mitte wurden im vergangenen Jahr fast zwei Drittel der neuen Solar- und Windkraftkapazitäten weltweit installiert. China belegt mit rund 7,4 Millionen Arbeitsplätzen im Bereich erneuerbarer Energien – also 46% der globalen Gesamtzahl – den ersten Platz. Es folgen die EU mit 1,8 Millionen, Brasilien mit 1,56 Millionen und die USA gleichauf mit Indien mit jeweils knapp 1 Million Arbeitsplätzen.
China weltweit führend im Solarausbau
Wie in den Vorjahren gingen die stärksten Impulse vom rasant wachsenden Photovoltaik (PV)-Sektor aus, der weltweit 7,2 Millionen Arbeitsplätze schuf. Davon entfielen 4,6 Millionen auf China, den führenden Hersteller und Installateur von PV-Anlagen. Dank erheblicher Investitionen Chinas hat sich Südostasien zu einer wichtigen Exportdrehscheibe für Photovoltaik entwickelt und schafft Arbeitsplätze in der asiatischen Region. Nach China, Indien, USA und Brasilien belegt Deutschland unter den Ländern mit den meisten PV-Beschäftigen Platz 5.
Die zweitgrößte Anzahl von Arbeitsplätzen wurde bei flüssigen Biokraftstoffen verzeichnet, gefolgt von Wasserkraft und Windkraft. Eine weltweite Führungsrolle bei der Produktion und Nutzung von Biokraftstoff nimmt Brasilien ein, auf das ein Drittel der weltweit 2,8 Millionen Arbeitsplätze in diesem Sektor entfällt. Ein Viertel der weltweiten Arbeitsplätze in diesem Bereich verbucht auf Platz 2 Indonesien gefolgt von USA, Kolumbien und Thailand.
Ein Ausreißer beim allgemeinen Wachstumstrend ist die Wasserkraft mit einem Rückgang der direkten Arbeitsplätze von rund 2,5 Millionen im Jahr 2022 auf 2,3 Millionen. China, Indien, Brasilien, Vietnam und Pakistan waren die größten Arbeitgeber der Branche.
Im Windkraftsektor halten China und Europa die Führungsposition. Sie dominieren die Herstellung und Installation von Turbinen und trugen 52 % bzw. 21 % zu den insgesamt 1,5 Millionen Arbeitsplätzen weltweit bei. Deutschland belegt hier im Job-Ranking Platz 3 vor Brasilien.
Afrikas Chance auf Grünen Strom
Trotz seines enormen Ressourcenpotenzials entfällt auf Afrika nach wie vor nur ein geringer Anteil der weltweiten Investitionen in erneuerbare Energien, was sich im Jahr 2023 in nur insgesamt 324.000 Arbeitsplätzen niederschlug. Vorreiter bei grüner Energie: Kenia, das massiv in Wasserkraft, Solarparks und Geothermieanlagen investiert.
Der Großteil der Infrastrukturen für erneuerbare Energien – insbesondere für Solar-, Wind- und Geothermie – ist jedoch nicht für die Versorgung jener 600 Millionen Menschen in Afrika ausgelegt, die bislang keinen Zugang zu Energie haben. Sie dienen vielmehr in erster Linie dem Export von Ökostrom oder der Fertigung von Exportprodukten. Insbesondere in abgelegenen Regionen Afrikas könnte mit dezentralen Lösungen erneuerbare Energieträger – autarke Systeme, die nicht an die Versorgungsnetze angeschlossen sind – sowohl die Kluft beim Energiezugang geschlossen als auch Arbeitsplätze geschaffen werden.
Frauen als treibende Kraft der globalen Energiewende
Mit einem Frauenanteil von 32 % an der Gesamtzahl der Beschäftigten im Bereich der erneuerbaren Energien ist das Geschlechterverhältnis in diesem Sektor nach wie vor unausgeglichen. Lediglich in der Solarindustrie liegt die Beschäftigungsrate von Frauen weit über der Rate anderer Energieindustrien wie Kohle, Gas und Öl. Wobei Frauen zu 58 Prozent hauptsächlich in Verwaltungspositionen eingestellt wurden, gefolgt von Positionen in den Bereichen Wissenschaft, Technologie und Ingenieurwesen.
Laut IRENA und ILO muss die Politik Maßnahmen zugunsten einer vielfältigeren Arbeitnehmerschaft und besseren Gleichstellung der Geschlechter unterstützen, um der wachsenden Nachfrage nach verschiedenen qualifizierten Fachkräften im Rahmen der Energiewende nachzukommen. Bis 2050 wird der Sektor der erneuerbaren Energien voraussichtlich 42 Millionen Fachkräfte benötigen. Um dieses Ziel zu erreichen, werden Frauen, die die Erneuerbaren mit Ideen und Unternehmungen vorantreiben, immer wichtiger.
>>> zum Renewable Energy and Jobs – Annual Review 2024: https://www.irena.org/-/media/Files/IRENA/Agency/Publication/2024/Oct/IRENA_Renewable_energy_and_jobs_2024.pdf
Quellen: https://www.irena.org und https://www.ilo.org / Foto: 123rf, pongchenko (191322017)