Energie News - Einblicke, Meinungen, Hintergründe

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Resilienz: Was Beschäftigte und Unternehmen stark macht

Technologisierung und digitale Arbeitswelten erfordern mehr Anpassungsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit und Flexibilität – sowohl für Beschäftigte wie Unternehmen. Im Interview berichtet Professor Werner Stork vom Zentrum für Nachhaltige Wirtschafts- und Unternehmenspolitik der Hochschule Darmstadt über die Bedeutung von Resilienz für Unternehmen.

Herr Stork: Was genau versteht man unter organisationaler Resilienz?

Die organisationale Resilienz ist die Fähigkeit einer Organisation, etwas abzufedern und sich in einer verändernden Umgebung anzupassen, um so ihre Ziele zu erreichen, zu überleben und zu gedeihen. Es geht also um eine Fähigkeit bzw. eine Kompetenz, für die es seit 2017 sogar eine ISO Norm gibt: ISO 22316. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung von Resilienz! Resilienz ist demnach eine notwendige Fähigkeit und Kompetenz von Unternehmen, um die aktuellen Transformationsprozesse (Digitalisierung, Energiewende, Nachhaltigkeit etc.) zu meistern.

Es geht also um die Widerstandskraft eines Unternehmens! Gibt es noch mehr Dimensionen der Resilienz?

Widerstandskraft ist eine sehr wichtige Dimension der Resilienz und vermutlich jene, die am meisten im Fokus steht, wenn von Resilienz die Rede ist. In der Energie-wirtschaft steht sie beispielsweise für Ausfallsicherheit – wie in der aktuellen Gas-krise als Folge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Wenn wir über die Wirkung der Resilienz auf organisationaler Ebene sprechen, unterscheiden wir aber in insgesamt drei Dimensionen: Die drei „Rs“ der Resilienz.

Unternehmen können auf eine Krise, wie z.B. die Corona-Pandemie mit „Resistenz“ reagieren, sie halten dem Druck stand und kommen trotz widriger Umstände irgend-wie zurecht. Das wäre die oben erwähnte Wiederstandskraft, ein anderer Begriff ist „Persistence“ und als Bild wird hier gerne der „Fels in der Brandung“ verwandt.

Aber erst über das zweite „R“, über eine gute „Regeneration“ finden die Unter-nehmen zu ihrem ursprünglichen Leistungsniveau und Entwicklungspfad zurück. Sie passen sich gut an die neue Rahmenbedingungen an und wir sprechen auch von „Adaptability“. In der Corona-Pandemie war das exemplarisch beim Arbeiten im „home office“ und über die vielen weiteren Anpassungen in der Arbeitsorganisation beobachtbar. Hier wird gerne das Bild von einem „Baum im Wind“ verwendet. Dieser biegt sich und wird mitunter stark durchgeschüttelt, aber die abgerissenen Äste und Blätter wachsen schnell nach und der gesamte Baum passt sich in seinem Wachstum der vorherrschenden Windrichtung an.  

Und noch weiter geht die Resilienz-Dimension der „Rekonfiguration“ – dem dritten „R“. Bei der Rekonfiguration geht es darum, sich sprichwörtlich neu zu erfinden, weil sich bestimmte Rahmenbedingungen nachhaltig geändert haben. Dies kann dann zu völlig neuen technologischen Konzepten und zu grundlegend veränderten Geschäfts-ansätzen führen. Auch Entwicklungen mit dieser Tragweite wurden in einigen Unter-nehmen und Branchen in der Folge der Corona-Pandemie angestoßen. Wir sprechen auch von transformativer Resilienz oder „Transformality“. Es gilt das Bild von einem „Mobilé nach einem Stoß“, welches heftig durchgewirbelt wird, sich grundlegend „neu sortiert“ und dann eine neue Ordnung annimmt. Die Dimension Rekonfiguration profitiert dabei stark von einer grundsätzlich neugierigen und gestalterischen Haltung – bei den Menschen ebenso wie in der Organisationskultur.

Warum wird Resilienz gerade für Unternehmen in der Energiewirtschaft immer wichtiger?

Netzausbau, Elektromobilität, Modernisierung der Wärmeversorgung und der Ausbau der Erneuerbaren Energien sind schon Mammutaufgaben, die die Energiewirtschaft neben der Digitalisierung und der Versorgungssicherheit in den nächsten Jahren bewältigen muss. Und nicht zu vergessen der demografische Wandel und der damit einhergehende Fachkräftemangel.

Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Unternehmen der Energiebranche ihre Aufmerksamkeit vor allem der Resilienz-Dimension der Rekonfiguration zuwenden und damit ihre Neugier und Innovationskraft kultivieren. Unternehmen, die die Digitale Transformation meistern und die die Transformation zur Nachhaltigkeit vorantreiben, tun sehr viel für ihre organisationale Resilienz. Denn sie adaptieren die großen Entwicklungstrends in der (Energie-)Wirtschaft und in der Gesellschaft und bereiten sich so auf die Zukunft vor. Sie machen sich fit als „21th century company“.....>>> weiter lesen

(Quelle: Karrieremagazin energiekarriere 1-2022)