Kontakt

Energie im Wandel

Die Energiewende und digitale Transformation bringt neuen Schwung in den Arbeitsmarkt der Energiewirtschaft und wird langfristig viel mehr Jobs schaffen, als in den fossilen Erzeugungsbereichen verloren gehen. Der deutsche Arbeitsmarkt profitiert von positiven Energiewende-Effekten bis ins Jahr 2050. Über 200.000 neue Arbeitsplätze sollen bis dahin durch die Erneuerbaren Energien entstehen, vorausgesetzt die politischen Weichen werden dafür rechtzeitig gestellt und die nötigen Investitionen fließen.

Klassischer Energiesektor

Strom aus der Steckdose und Trinkwasser in bester Qualität, die zuverlässige Versorgung ist in Deutschland eine Selbstverständlichkeit - und das rund um die Uhr. Rund 274.380 Beschäftigte der Energie- und Wasserwirtschaft sorgen dafür, dass dies reibungslos funktioniert, so der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V. Allein 138.000 Beschäftigte entfallen auf die Stromversorgung, die Wasserwirtschaft beschäftigt 81.800 Personen – gefolgt von knapp 39.000 Beschäftigten in der Gaswirtschaft.

Trotz des Booms der Erneuerbaren Energien bleibt die klassische Energiewirtschaft ein starker Wirtschaftszweig. Durch die Modernisierung des Kraftwerksparks, den Netzausbau und die neuen Geschäftsmodelle z.B. rund um Energieeffizienz oder Elektromobilität ergeben sich nicht nur positive Beschäftigungseffekte mit einer wachsenden Nachfrage an Nachwuchs- und Fachkräften, sondern auch Perspektiven in neuen Berufen, wie z.B. dem Nachhaltigkeits- und Mobilitätsmanager. Oder Thema Kernenergie: Auch wenn Deutschland den Atomausstieg beschlossen hat, gibt es für technische Fachkräfte bei den Kraftwerksbetreibern und -herstellern im In- und Ausland genug zu tun - ob in der Wartung bestehender Kernkraftwerke in Übersee oder beim Rückbau heimischer Atommeiler.

Die größte Anzahl der Beschäftigten gibt es nach wie vor im energietechnischen Bereich, in der Energieerzeugung und -verteilung – ob bei den 90 Stromerzeugern, den 1.356 Stromlieferanten oder den 906 Netzbetreibern für Strom. Vor allem Ingenieure aus den Bereichen Elektrotechnik, Energietechnik, Bergbau, Maschinenbau und Verfahrenstechnik werden hier gesucht. Zunehmender Bedarf an Ingenieuren und Naturwissenschaftlern besteht auch in den Bereichen der Energieeffizienz und der E-Mobility, der neuen Querschnittstechnologie zwischen Automobil- und Energiewirtschaft. Betriebswissenschaftler (BWL/VWL) haben nach wie vor gute Chancen im Consulting, dem Energiemanagement, -vertrieb und -marketing. Nicht zu vergessen auch die vielen Forschungsinstitute als Quelle der vielen neuen Energietechnologien „Made in Germany“. Die Perspektiven für Absolventen mit ingenieur-wissenschaftlichem und betriebs-wissenschaftlichem Know-how sind daher in der Energiewirtschaft weiterhin vielversprechend.

Infotipp: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (https://www.bdew.de)

 

Erneuerbare Energien

Erneuerbare Energien haben im Jahr 2020 rund 46 Prozent des Stromverbrauchs gedeckt. Verantwortlich dafür waren vor allem die günstigen Wetterverhältnisse, was im Vergleich zum Vorjahr für mehr Stromerzeugung aus Wind (+15%) und Solarenergie (+12%) führte.

  • Windkraftanlagen an Land (Onshore) machten mit gut 105 Mrd. kWh den größten Anteil der regenerativen Stromerzeugung aus (2019: 101 Mrd. kWh).
  • Photovoltaikanlagen lieferten gut 50 Mrd. kWh (2019: 45 Mrd. kWh).
  • Biomasse steuerte knapp 50 Mrd. kWh (2019: 50 Mrd. kWh) bei.
  • 28 Mrd. kWh Strom stammten aus Offshore-Windenergieanlagen auf See (2019: 25 Mrd. kWh).
  • Wasserkraftanlagen lieferten gut 18 Mrd. kWh (2019: 20 Mrd. kWh).

Insgesamt waren im Jahr 2020 etwa 304.400 Menschen in der Branche der Erneuerbaren Energien beschäftigt. Mit dem zunehmenden Anlagenbestand gewinnen Betrieb und Wartung gegenüber der Herstellung von Anlagen und Komponenten mehr an Bedeutung. Neben den direkten Arbeitsplätzen im Erneuerbare-Energien-Sektor entstehen zudem neue Jobs in Bereichen, die im Zusammenhang mit dem Umbau des Energieversorgungssystems zugunsten der Erneuerbaren Energien zu tun haben. Hierzu zählt zum Beispiel die Energiespeicherung.

Infotipp: Informationsportal Erneuerbare Energien (https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Navigation/DE/Home/home.html)

 

Windenergie

Die Windbranche gilt als Wachstumsbranche in Deutschland, hat den größten Anteil an der Stromerzeugung unter den Erneuerbaren Energien und galt über Jahre als Jobmotor. Dies hat sich seit 2017 geändert. Die Windenergie zählt hierzulande 121.700 Beschäftigte (2016: 160.200). Aufgrund der rückläufigen Installationszahlen in Deutschland „weht der Wind“ für die heimische Windbranche in neuen Märkten in Übersee. Zudem werden viele ältere Anlagen erneuert und auf mehr Leistung umgerüstet (Repowering). Der Bereich Wartung und Service von Windenergieanlagen wächst stetig - und dies bundesweit. Für Ingenieure bedeutet die Windbranche ein sehr breites Tätigkeitsspektrum – von der Forschung, der Fertigung von Rotorblattblättern bis zum Management und der Finanzierung von Windenergieprojekten. Vor allem die klassischen Ingenieurberufe aus den Bereichen Maschinenbau, Elektro-, Energie und Verfahrenstechnik sind hier gefragt.

Infotipp: Bundesverband WindEnergie (https://www.wind-energie.de/)

 

Solarwirtschaft

Die Solarenergie gilt als wichtige Säule der Energiewende, wenngleich die Solarindustrie - unterteilt in die Bereiche Photovoltaik (Umwandlung von Sonnenenergie in elektrische Energie) und der Solarthermie (Nutzung von Sonnenenergie zur Erzeugung von Wärme) - hierzulande unter steigenden Modulpreisen, Überkapazitäten und der Kürzung der Förderzulage leidet. Laut aktueller Prognosen gibt es in der Solarindustrie nur noch etwa 45.700 Arbeitsplätze, über 100.000 Jobs gingen seit dem Boomjahr 2011 (150.000) verloren. Die Solarbranche erfindet sich aktuell neu. Dennoch sind Fachkräfte für Solarenergie weiterhin gesucht. Charakteristisch für die Solarwirtschaft sind hochtechnologische Verfahren, technische Innovationen und vielfältige Berufsbilder wie zum Beispiel der Solarteur. Für den Bau von Solardachanlagen und Photovoltaikkraftwerken oder die Herstellung von Solarzellen werden in erster Linie Techniker wie Elektro- und Automatisierungstechniker oder Ingenieure aus den Bereichen Energietechnik, Maschinenbau, Physik und Verfahrenstechnik gesucht.

Infotipp: Bundesverband Solarwirtschaft (https://www.solarwirtschaft.de/)

 

Bioenergie

Unter den Erneuerbaren Energien gilt die Bioenergie als einer der vielseitigsten Energieressourcen. So dient beispielsweise Holz in Pelletheizungen als Rohstoff für die Wärmeerzeugung, durch die Vergärung von Gülle entsteht Biogas und aus Raps- und Sojaöl wird Biodiesel gewonnen. Das Potenzial der Bioenergie scheint demnach unerschöpflich. Mit 108.100 Beschäftigten zählt die Branche daher zum zweitgrößten Arbeitgeber innerhalb der Erneuerbaren Energien und laut aktuellen Schätzungen sollen bis 2030 rund 80.000 neue Jobs in den Bereichen Biomasse, -gas und -kraftstoffe entstehen. Der Bioenergiesektor bietet gute Einstiegschancen für Agraringenieure, Verfahrenstechniker und Maschinenbauingenieure. Einsatzmöglichkeiten ergeben sich u.a. beim Anbau von Biomasse, deren Transport und Aufbereitung sowie bei der Planung und Projektierung der unterschiedlichen Anlagentypen bis hin zum Anlagenbetrieb und -vertrieb.

Infotipp: Bundesverband Bioenergie (https://www.bioenergie.de)

 

Geothermie

Die Geothermie-Branche erlebt derzeit in vielen Ländern wie zum Beispiel in den USA  oder Island einen Boom, denn neben der direkten Nutzung als Wärme- und Kühlsystem kann Geothermie auch zur Stromerzeugung oder zur Kraft-Wärme-Kopplung genutzt werden. 53 Prozent der Primärenergie resultiert in Island aus Erdwärme. Anders in Deutschland, wo die geologischen Bedingungen den Einsatz und Betrieb von Wärmekraftwerken erschweren. Tatsächlich bietet Geothermie als einzige Erneuerbare Energie aber die Möglichkeit, die drei Sektoren Strom, Wärme und Kälte sowie Verkehr zu koppeln. Das Ausbaupotenzial bleibt weiterhin hoch. Rund 23.400 Beschäftigte sind in der Herstellung von Wärmepumpen, im Bau von Geothermiekraftwerken oder im Vertrieb bei den Bohrunternehmen tätig. Für die Erschließung der Wärmequellen sind Kenntnisse aus der Geowissenschaft und Bergbautechnologie gefragt, für die Errichtung der Wärmeanlagen sind es primär Ingenieure aus dem Maschinen- und Anlagenbau, der Bauphysik und der Energieversorgung.

Infotipp: Bundesverband Geothermie (www.geothermie.de)

 

Wasserkraft

Die Potentiale der Wasserkraft sind in Deutschland weitestgehend ausgeschöpft. Rund 5.500 Beschäftigte zählt die Branche mit Schwerpunkt in Süddeutschland. Beispiel Bayern, wo der Anteil der Wasserkraft an den Erneuerbaren Energien rund 60 Prozent ausmacht. Große neue Wasserkraftanlagen gibt es selten, der Markt wird bestimmt von kleinen Wasserkraftanlagen, Pumpspeicherkraftwerken, dem Repowering bzw. Retrofit alter Anlagen sowie dem Ersatz-Anlagengeschäft. Die meisten Wasserkraftanlagen funktionieren ferngesteuert mit geringem Personalbedarf. Die Fachkraft für Wasserversorgungstechnik gilt als ein typischer Ausbildungsberuf dieser Branche. Überwiegend werden Maschinenbauingenieure, Mechaniker und Elektriker sowie Schaltwärter gesucht.

Infotipp: Informationsportal Erneuerbare Energien (https://www.erneuerbare-energien.de/EE/Navigation/DE/Technologien/Wasserkraft/wasserkraft.html)